Merkwürdige Dinge gingen im Westend vor: Drei Tage
lang sah man Menschen mit orangen Zetteln in der Hand durchs
Viertel laufen und offenbar geleitet von fröhlichen Luftballons in
Hinterhöfen und versteckten Hauseingängen verschwinden. Aufgehängt
wurden diese Ballons von zwei maskierten Gestalten, die nie ein Wort
von sich gaben, aber offensichtlich keinem Unfug abgeneigt zu sein
schienen.
Das schon zum vierten Mal stattfindende Open Westend lockte mit
allerlei kulturellen Angeboten. Beachtlich war allein schon die Zahl
der teilnehmenden Künstler. Mehr als drei Dutzend
Kunstschaffende hatten die Türen ihrer Ateliers für die
interessierten Besucher geöffnet und standen Fragen geduldig Rede und
Antwort. Dabei gab es allerlei zu bewundern. Von filigran gearbeiteten
Schmuckstücken in Form von Baumsamen wie bei Anna
Eichlinger über die Energiestürme von Regine von Chossy
bis zur meterhohen Lichtinstallation von Lothar Götter in der Kirche
St. Benedikt, die nach Einbruch der Dunkelheit besonders beeindruckend
wirkte.
Fotokunst zum Anfassen versteckt in den Displays von an der Wand
aufgehängten Foto-Handys gab es bei Erol Gurian im ehemaligen
Milchladen in der Bergmannstraße, wo man auch in den Krimis und
Kinderbüchern von Schriftstellerin Beatrix Mannel schmökern konnte. Nur
ein paar Schritte in nördlicher Richtung bewiesen Claudia Götters
Arbeiten, dass nicht nur ein Bild, sondern auch sein Rahmen ein
Kunstwerk sein kann. Allerhand zum Schmunzeln hatte der
Wahlmünchner Ken Brown mit seinen Fotoarbeiten vorzuweisen.
Gut organisierte Führungen trugen dazu bei, den Besuchern die
Schwellenangst zu nehmen und diese
erfuhren nebenbei noch einiges zur Geschichte des
Westends. Eine gute Gelegenheit, sich die Werkstätten der Künstler
des Westends einmal von innen anzusehen. Im Gewerbehof beispielsweise
gab es bei Karl Imhof und seiner Frau Ingrid zu beobachten, wie
Lithografien und Linolschnitte entstehen. Nur ein paar Gänge weiter
führte Sylvia Wiechmann die Kunst der Damasthandweberei an einer über
hundert Jahre alten Webmaschine vor, deren Betrieb mit Lochkarten
einiges mit unseren modernen PCs gemeinsam hat.
Text und Bilder: © Albrecht Volk |