Hedwig Bleibtreu-Paulsen - Die große Künstlerin am Wiener Burgtheater
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Eine der bedeutendsten Theaterschauspielerinnen Wiens war Hedwig
Bleibtreu-Paulsen (1868–1958), geborene Bleibtreu. Sie gehört zu den
Künstlerinnen, denen das „Wiener Burgtheater“ seinen Weltruhm verdankt.
Auf der Leinwand brillierte sie vor allem als ältere Dame. Zum letzten
Mal stand sie im Alter von 88 Jahren auf den Brettern, die die Welt
bedeuten. Freunde nannten sie „Urmutter aller Schauspieler“ und
„Urmutter aller Mütter“.
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Hedwig Bleibtreu kam am 23. Dezember 1868 als Tochter eines
Schauspielerehepaares in Linz (Oberösterreich) zur Welt. Bereits als
Vierjährige stand sie im Theater an der Wien als „Peperl“ in dem Stück
„Verschwender“ erstmals auf der Bühne. Nach dem Besuch der
Schauspielschule am Wiener Konservatorium bekam sie 1885 am
Stadttheater in Augsburg (Bayern) ihr erstes Engagement. Danach trat
sie in Brünn, Berlin, im Kasseler Hoftheater, in München und 1892 am
Karlstheater in Wien auf.
An der Seite ihres Vaters feierte Hedwig Bleibtreu am 10. Juli 1893 in
„Egmont“ ihren ersten Auftritt am „Wiener Burgtheater“. Dort war sie in
klassischen Stücken die Partnerin von Friedrich Mitterwurzer
(1844–1897) und Josef Kainz (1858–1910). Mitterwurzer galt als ein
Bahnbrecher moderner Schauspielkunst, die statt eines pathetischen
„hohen Stils“ einen psychologischen Realismus pflegte.

Hedwig Bleibtreu spielte auf der Bühne die Elisabeth in Friedrich von
Schillers „Maria Stuart“, die Mariamne in Christian Friedrich Hebbels
„Herodes und Mariamne“ und die Frau Alving in Henrik Ibsens
„Gespenster“. 1898 verlieh man ihr den Titel „Hofschauspielerin“. 1906
erhielt sie einen lebenslänglichen Vertrag am Burgtheater.
Im Film wurde Hedwig Bleibtreu in der Rolle von älteren Damen populär.
Man sah sie unter anderem in „Pygmalion“ (1935), als Großmutter in „Das
Mädchen Irene“ (1936), als alte Fürstin in „Der Spieler“ (1938), als
Zigarren rauchende Frau Sacher in „Hotel Sacher“ (1939), in „Frauen
sind keine Engel“ (1943), in „Der dritte Mann“ (1948) und in „Der Engel
mit der Posaune“ (1949).
Das „Wiener Burgtheater“ brachte im März 1953 anlässlich Hedwig
Bleibtreus dortigem 60-jährigen Bühnenjubiläum Friedrich von Schillers
„Demetrius“ heraus. In diesem Stück spielte sie die Zarinmutter Marfa
und erlebte unvorstellbare Ovationen. Als sie 1955 in Wien von einem
Motorradfahrer umgestoßen und schwer verletzt wurde, verbreitete sich
die Nachricht über ihren Unfall wie ein Lauffeuer, und die ganze Stadt
bangte um ihr Wohlergehen. Zum letzten Mal stand sie im Alter von 88
Jahren in Charles Morgans „Unsichtbaren Ketten“ auf der Bühne.
Hedwig Bleibtreus erster Ehemann war der Regisseur des „Wiener
Burgtheaters“, Alexander Römpler (1860–1909). Zweiter Ehemann wurde Max
Paulsen (1876–1956), der als Schauspieler und vom August 1922 bis zum
Juli 1923 sogar als Direktor des Burgtheaters wirkte und unter dem
Namen „Peter Petersen“ in zahlreichen Filmen auftrat. Ihr Leben und
Werk wurde in dem Buch „Hedwig Bleibtreu – Wesen und Welt einer großen
Burgschauspielerin“ (1948) gewürdigt.
Hedwig Bleibtreu-Paulsen war Ehrenbürgerin von Wien, Ehrenmitglied des
Burgtheaters, Inhaberin des Bundesverdienstkreuzes (1953) und des
Ehrenzeichens für „Verdienste um die österreichische Republik“ (1954)
sowie Ehrenmitglied der Akademie für Musik und darstellende Kunst
(1954).
Am 24. Januar 1958 starb Hedwig Bleibtreu-Paulsen im Alter von 89
Jahren in Wien-Pötzleinsdorf. Sie war die einzige Schauspielerin, die
auf der Bühne des Burgtheaters aufgebahrt wurde. Normalerweise finden
die Trauerfeiern für Ehrenmitglieder des Burgtheaters auf der rechten
Feststiege an der Volksgartenseite statt.
Pressemitteilung von: Verlag Ernst Probst
(openPR) - Leseprobe aus dem Taschenbuch "Superfrauen 7 - Film und Theater" von Ernst Probst:
Zur zusammenfassung der Berühmte Menschen
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