ERNST WILHELM NAY | BERNARD SCHULTZE | ROLF SZYMANSKI |
Die Theo Wormland-Stiftung ist einer der bedeutendsten Mäzene und
Förderer der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Mit ihrer großzügigen
finanziellen Unterstützung trug sie wesentlich zur Realisierung des
Neubaus der Pinakothek der Moderne bei. Sie ermöglichte zudem
bedeutende Neuerwerbungen und wissenschaftliche Projekte. Seit 1983 ist
der umfangreiche und einzigartige Werkkomplex dieser Stiftung fester
Bestandteil der Sammlung Moderne Kunst. Berühmt sind vor allem die
Meisterwerke des Surrealismus, darunter wegweisende Arbeiten von Max
Ernst, René Magritte und Salvador Dalí.
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Weniger bekannt dagegen dürfte sein, dass das Interesse Wormlands auch
der Malerei und Skulptur ab den 1960er Jahren galt und dass er auch
hier eine bemerkenswerte Sammlung zusammengetragen hat.
Aus diesem reichen Fundus zeigt die Pinakothek der Moderne ausgewählte
Werke von Ernst Wilhelm Nay, Bernard Schultze und Rolf Szymanski.
In den charakteristischen »Scheibenbildern« von Ernst Wilhelm Nay,
deren formale Entwicklung sich schon in den vorangegangenen Werken
anbahnt, entfaltet Nay in kreisrunden Feldern das
dynamisch-rhythmisierte Eigenleben der Farbe auf der Fläche. Dies
entspricht seiner Überzeugung, dass das zweidimensionale Bild
»keinerlei Illusionsräumlichkeit zuläßt«. Der oftmals gestische
Pinselduktus unterstreicht in Zusammenhang mit den gestaffelten und
einander überlagernden Farbschichten den prozesshaften, performativen
Akt des Malens und verleiht der materiellen Existenz der Farbe eine
spürbare Lebhaftigkeit. Die Kreise vermitteln den Eindruck pulsierender
Farbfelder voll expansiver Kraft, wodurch die Vitalität der Komposition
in hohem Maße gesteigert wird. Farben und Formen scheinen im imaginären
Raum zu kreisen und werden auf ihre elementare Wirkung reduziert. Die
Wahl der Titel trägt der Eigenständigkeit der Farbe Rechnung:
»Ultramarin und Gelb« (1960), »Rhythmen und Quanten« (1964) bezeichnen
nicht nur vorherrschende Pigmente bzw. deren strukturierte formale
Umsetzung, sondern stehen auch für die Reduzierung auf die
Grundeigenschaften farblicher Materie. So handelt es sich bei dem
physikalischen Begriff der Quanten um nicht mehr weiter teilbare
energetische Teilchen.
Die Malereien und Plastiken Bernard Schultzes stellen dagegen
abstrahierte Figurationen dar, die sich in Stil und Formensprache an
die Werke der Surrealisten anlehnen. Seine zuweilen
gestisch-zeichenhaften Bildschöpfungen werden oft durch collagierte
Bildzitate aus der Kunstgeschichte und der Alltagswelt angereichert.
Wie aus dem Nichts wuchern aus farbigen Kürzeln Gestalten und
Szenerien. Die aus unterschiedlichen Materialien gefertigten
»Migof«-Plastiken – eine Wortschöpfung Schultzes, mit der er seine
hybriden Wesen ab 1961 bezeichnet – sind ebenso phantasievolle wie
unheimliche Visualisierungen von fetisch-ähnlichen Fabelwesen. Schultze
versteht seine »Migofs« als wesenhafte Gebilde, die sich aus Tier,
Pflanze und Mensch zusammensetzen und zwischen Entstehung und Verfall
existieren. Oftmals aus einfachen und alltäglichen Materialien
zusammengefügt, sind die einzelnen Werkstoffe, wie Schultze betont,
potentiell verbrennbar und somit prinzipiell vergänglich.
Das plastische Werk von Rolf Szymanski reduziert die Figur auf
abstrakt-amorphe Torsi, organische Grundgerüste, die eine unmittelbare
und eindringliche Präsenz aufweisen. In seinen Arbeiten geht es ihm um
die »Rekonstruktion« von Leiblichkeit. Seine antropomorphen Körper
folgen keinem Idealbild, sondern verweisen auf die Kreatürlichkeit
menschlichen Daseins.
Bernard Schultze | Stern über Gomorrha
1982 – 1983 | Theo Wormland-Stiftung
Ausstellungsdauer:
26.05.-15.10. 06
Werke aus der Theo Wormland-Stiftung. Saal 15 und 16
Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Pinakothek der Moderne
Kunstareal Barer Straße 29, D-80799 München
Tel: ++49.89 23805-118, Fax: ++49.89 23805-125
www.pinakothek.de |
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