Pure Form Pinakothek, Klassische Möbel aus China und die europäische Moderne

Nicht nur äußerst selten und kostbar, sondern auch ästhetisch wie handwerklich von höchster Raffinesse: chinesische Möbel der klassischen Epoche – vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Ihr Stil und ihr Formenvokabular könnten aus der Ära des Bauhauses stammen und nehmen die Maximen der westlichen Moderne um Jahrhunderte vorweg: »form follows function« und »less is more«.

Dies ist Anknüpfungspunkt für Die Neue Sammlung, die nun klassische chinesische Möbel aus italienischem Privatbesitz in der Pinakothek der Moderne zeigt. Die Ausstellung entstand in enger Kooperation mit dem Sammler: In Konzentration auf die pure Form und ganz bewusst aus heutiger europäischer Perspektive trug der Architekt Dr. Ignazio Vok in den letzten Jahrzehnten eine Auswahl zusammen, die an Stringenz, Qualität und Umfang wohl international ihresgleichen sucht.


Armlehnstuhl, so gen. Philosophenstuhl,
18. Jahrhundert
Huanghuali-Holz, Palmfasern, Rohrgeflecht
© Sammlung Vok | Foto: Lorenzo Trento
 
Ein Philosophen-Stuhl aus Huanghuali, Palmfasern und Rohrgeflecht … Hongmu, Huamu, Nanmu, Jumu, Zitan, Hutao … die Namen exotischer Hölzer … das ferne China … Möbel für Dichter, Gelehrte, Kunstsammler, hohe Hofbeamte und Aristokraten lang vergangener Zeiten …
Vom Liegestuhl zum Baldachinbett, vom klappbaren Waschschüsselgestell zur erlesen gemaserten Tischplatte aus einem einzigen, riesigen Stück Huanghuali-Holz reicht das Spektrum der Ausstellung, Regale für Bücher und Kunstgegenstände, Hocker, Schränke und immer wieder die Gestaltungsaufgabe Stuhl. Gemeinsam ist allen Stücken der weitgehende Verzicht auf Schnitz- oder Lackdekor. Ihre Raffinesse entsteht aus ihren Proportionen und der lebendigen Ausdruckskraft des Materials Holz. Meisterwerke der Schreinerkunst, sind sie ohne Nägel und Schrauben, ja ohne Leim gebaut, mit ausgeklügelten Zapf- und Schlitz-, Nut- und Federverbindungen aus erlesenen, häufig aus Südostasien importierten Harthölzern.
 
»Dieses Luxusobjekt ist gut gearbeitet, einfach und sauber – seine Nacktheit enthüllt die Qualität seiner Herstellung« – die Bemerkung des Sammlers über einen Kleiderständer des 17. Jahrhunderts gilt genauso für die anderen Exponate. Noble Sparsamkeit der Gestaltungsmittel, Besinnung auf das Wesentliche, formvollendete Funktionalität und die Eleganz des Schlichten fügen sich zum Eindruck ungezwungener Harmonie und täuschender Natürlichkeit – bis heute immer wieder Inspirationsquelle europäischer Gestalter.
 
Den klassischen chinesischen Möbeln der Sammlung Vok stellt Die Neue Sammlung – das Staatliche Museum für angewandte Kunst – einige ausgewählte Beispiele modernen internationalen Möbeldesigns aus eigenen Beständen gegenüber, die sich auf diese Vorbilder beziehen und gleichermaßen vom Minimalismus geprägt sind.

Pinakothek der Moderne
www.pinakothek-der-moderne.de

Artikel von: www.haidhausen.org
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